Neue Studie der SFU Wien:
VR-Naturexposition bewirkt biopsychologisch Entspannung

Manuel Willfort untersucht in seiner aktuell veröffentlichten Masterarbeit an der Sigmund Freud Universität (SFU) Wien: Kann Virtual-Reality-Naturexposition biopsychologische Parameter für Entspannung signifikant verbessern?¹

In seiner kontrollierten und randomisierten Studie wurden insgesamt 48 Probanden (männlich, 19-60 Jahre) in zwei Betrieben rekrutiert und auf zwei Gruppen von je 24 Personen aufgeteilt: Eine Versuchsgruppe (n=24) und eine Kontrollgruppe (n=24). Die Versuchsgruppe betrachtete in einer VR-Brille 30min. einen 360-Grad-Film, bei dem in einer Bucht Felswände, Sandstrand, das Meer und vorbeifahrende Schiffe zu sehen und das Meeresrauschen zu hören war. Die Kontrollgruppe saß über dieselbe Zeitspanne still bzw. schaute in die Luft.¹

Bei der Versuchsgruppe zeigt sich ein signifikant deutlicheres Sinken des Hautleitwerts als Parameter für Stress, das bei höherem Ausgangswert noch stärker ausgeprägt ist. Dies spricht für eine objektive Entspannung durch VR, wobei gestresste Menschen offenbar stärker von der Intervention profitieren. Das subjektive Wohlbefinden – gemessen mittels Selbstbeurteilung auf einer Visuell Analogskala (VAS) – ist bei der Versuchsgruppe ebenso signifikant verbessert, sodass die objektive Stressreduzierung auch von einem erhöhten subjektiven Wohlbefinden begleitet wird.¹

Immersion ist ein aussagekräftiger Parameter, inwiefern Versuchspersonen die VR-Exposition als „echt“ empfunden haben. Die VR-Naturexposition in dieser Arbeit zeigt einen sehr hohen Grad an Immersion. 100% der Versuchspersonen beurteilen den 360-Grad-Film als real, 86.7% erleben sich als körperlich anwesend und 83.3%. Hohe Immersion – wie sie zum Beispiel den VR-Szenen der VR Coach GmbH zugrunde liegen – gilt als wichtiger Erfolgsfaktor für die Wirksamkeit einer VR-Intervention.^{1, 2}

Die Ergebnisse bestätigen frühere Arbeiten, wonach VR-Naturexpositionen eine Entspannungsreaktion induzieren und so gesundheitsfördernde Effekte bewirken können.³ In dieser Arbeit wurde auf akute Stressinduktion verzichtet und ein Zeitraum von 30 Minuten bemessen. In solch einem Setting sind die Vorteile von VR vermutlich weniger stark ausgeprägt, als wenn akut gestresste Versuchspersonen über wenige Minuten mit einer Kontrollgruppe verglichen werden. Die Bedingungen wie auch die Durchführung der Messungen in zwei Betrieben mit einem eigens zur Verfügung gestellten Raum sind an den normalen Alltag von Menschen orientiert.

Der Autor hebt hervor, dass die rasche Beruhigung durch VR-Naturexpositionen Implikationen für die psychotherapeutischen Praxis aufweist. Psychotherapeut:innen können ihr Behandlungsrepertoire durch VR-Naturexpositionen erweitern, vor allem bei Sitzungen, in denen Stressbewältigung, Angstreduktion oder die Förderung von Entspannung im Vordergrund stehen. Insgesamt eröffnen die Ergebnisse dieser Studie vielfältige Möglichkeiten für die Anwendung von Virtual Reality in der Psychotherapie.¹